Bahnhofareal Brunnen
Testplanung
Brunnen, CH
2021-2021
Lange Zeit peripher gelegen und dennoch Bindeglied zwischen See und Brunnen Dorf im Süden, dem Industrieareal im Norden sowie den Schulen im Osten, wurde das Bahnhofareal im Laufe der Zeit durch Geleisfeld, überführte Strassen und unübersichtliche Personenunterführungen immer stärker isoliert und hat bis heute trotz der wichtigen Funktion keine entsprechende städtebauliche Wirkung. Mit der neuen Gestaltung kann der Bahnhof seiner Rolle als zentraler Dreh- und Angelpunkt zukünftig besser gerecht werden. Reisende werden auf selbstverständliche und attraktive Weise zu den touristischen Attraktionen am See finden, Pendler zu den neuen Wohn- und Arbeitsorten in Brunnen Nord und Schüler zu den Institutionen in Ingenbohl. Die Aufwertung des Bahnhofareals kann weitgehend unabhängig von der Entwicklung der Areale im erweiterten Betrachtungsperimeter vorangetrieben und umgesetzt werden. Die skizzenhaften Studien zu verschieden intensiven städtebaulichen Ausprägungen haben gezeigt, dass auf den weiteren Parzellen des Betrachtungsperimeter spezielle städtebauliche Ausprägungen weder notwendig noch angebracht sind. Die Areale im Betrachtungsperimeter können mit den Bedingungen der bestehenden Bauzonen entwickelt werden. Es ist wichtig, die Charakteristiken und Qualitäten der angrenzenden Quartiere zu stärken. Eine Verlagerung der bislang auto-orientierten Nutzungen zugunsten von fussgängerorientierten Nutzungen ist zu begrüssen.

Konzept
Der Projektvorschlag fokussiert auf das eigentliche Bahnhofareal, klärt die räumliche Situation und vereinfacht die verschiedenen Verkehrsflüsse. Dabei wird die charakteristische Längsausdehnung des Bahnhofsareals zum Prinzip des funktionalen, stadträumlichen und gestalterischen Konzepts gemacht. Alle vorgesehenen Elemente folgen diesem Prinzip und werden auf einem Bahnhofplatz angeordnet, der sich von der Bahnhofstrasse bis hin zu den geplanten Arealen jenseits des Strassenviadukts aufspannt. Der zentrale Bereich wird von Nebenbauten freigelegt, so dass zwischen dem Gebäudeensemble von historischem Bahnhofgebäude, neuer Bus-Insel und dem zu verschiebenden Güterschuppen eine multifunktionale und autofreie Begegnungszone entsteht.

Freiraum
Der zentrale Platzbereich zwischen der Busplattform und dem Perrongeleise ist offen und grosszügig angelegt. Im ehemaligen Güterschuppen etabliert sich ein Bistro. Baumhaine mit geschnittenen Hainbuchen schaffen grüne Aufenthaltsräume. Die Verbindungsachse zum Quartier Brunnen Nord verläuft parallel zum neuen Parkhaus. Die intensiv begrünte Westfassade des Parkhauses verleiht dem langestreckten Strassenraum eine Offenheit und Transparenz. Im Erdgeschoss des Parkhauses finden sich grosszügige Infrastrukturen für die Veloparkierung sowie Taxi, K&R, Mobility und Ladestationen für Elektromobile.
Südlich des Bahnhofgebäudes wird die Platzfläche mit dem langestreckten Baumdach aus geschnittenen Hainbuchen gegliedert. Die freistehende Mauerscheibe definiert den Platzabschluss und nimmt auf der Rückseite, zu den gesicherten Gleisanlagen, 60 Veloabstellplätze auf. Das grosszügige neue Dachtragwerk der Bus-Insel bildet einen zentralen Ankunftspunkt und wird zur Lichtskulptur im Zentrum des Bahnhofplatzes. Das historische Bahnhofsgebäude wird durch eine dezente Fassadenbeleuchtung inszeniert. Die Platzflächen und die Verbindungsachsen gegen Norden und Süden werden durch Mastleuchten verkehrssicher beleuchtet.

Verkehr
Das Bahnhofareal wird zur adressbildenden Mobilitätsdrescheibe für sämtliche Verkehrsteilnehmern.
Die Einbettung des Bahnhofs im Fusswegenetz wird mit der systematischen Umsetzung von einfachen Massnahmen massgeblich verbessert. Die Lage und Geometrie der Zugänge zur Personenunterführung werden optimiert, um die Orientierung zu verbessern. Der Bereich südlich des Aufnahmegebäudes wird zum orientierenden Eingangsplatz umgestaltet. Im nördlichen Bereich zwischen Güterschuppen und Viadukt werden attraktive Fussgängerverbindungen entlang des Mobility Hubs und der Schwyzerstrasse nach Norden realisiert. In der Mitte, im Bereich der Personenunterführung entsteht ein neuer Platzbereich mit Aufenthaltsqualität. Das neue Quartier Brunnen-Nord wird mit der neuen attraktiven Verbindung durch das Bahnhofsareal effektiv im Fusswegenetz eingebettet.
client
Gemeinde Ingenbohl, CH
competition team
Daniela Burki, Filippo Cocco, Matej Draslar (PL), Manuel Scholl (PV)
specialists
Ryffel + Ryffel Landschaftsarchitekten, Uster
IBV Hüsler AG, Verkehrsforschung, Zürich
Caprez Ingenieure AG, Zürich