Chance Uetikon
Uetikon am See
2017–2018
Die Öffnung und Umnutzung des bislang geschlossenen Areals der Chemischen Fabrik Uetikon ist eine grosse Chance, dieses Sondergebiet städtebaulich – d.h. bezüglich der baulichen, freiräumlichen und verkehrlichen Struktur und deren Nutzung – für viele Jahrzehnte nachhaltig zu prägen. Unsere Vorschläge zu dieser Testplanung gliedern wir in drei Themengruppen.

Industrie – Geschichte – Urbanität
Die isolierte Lage zwischen See und Hügel ermöglichte eine 200-jährige Entwicklung der Fabrikanlage, während der sie sich neuen Bedürfnissen immer wieder anpassen konnte. Die nächste Entwicklungsphase soll an diese Geschichte anknüpfen und bestehende Qualitäten mit neuen Inhalten verbinden. Die charakteristischen, durch die Güterwagen bestimmten, langgezogenen Baukörper und die miteinander verflochtenen Räume parallel zum See werden in der Setzung der neuen Bauvolumen weitergeführt. Mit diesem Prinzip wird unter Beibehalt einer Einheit die Ausrichtung auf den See maximiert. Während der Osten durch viele denkmalgeschützte Gebäude und der Westen durch eine einfache, offene Baustruktur bestimmt ist, soll in der Mitte des Areals eine Sequenz gut proportionierter Räume und Gebäude ein neues Zentrum schaffen, das auf vielfältige Weise Hang und See ebenso wie Ost und West verbindet.
Als prägende Merkmale des Areals werden die baulichen Zeichen der Industrie – inklusive der für die Chemische charakteristischen Brücken – auch bei Neubauten thematisch aufgenommen und ergänzt.
Es wird eine Gesamtstruktur weiterentwickelt, die in einer mittleren Dichte sowohl der raumplanerischen Vorgabe nach Innenentwicklung nachkommt als auch in unterschiedliche kleinere Teilgebiete unterteilbar ist, welche je nach Bedürfnissen in Etappen weiter entwickelt und umgebaut werden können.

Seeufer – Zugänge – Freiräume
Die freiräumliche Struktur unterscheidet übergeordnet die naturgeprägte Uferzone am See, den funktionalen Binnenraum des Areals sowie den Hangbereich zum Pfannenstiel.
Die über 1.3 ha grosse Uferzone gliedert sich in mehrere Teilbereiche mit Freiflächen, die aufgrund der Lage, Gestaltung und Nischenbildung verschiedene Nutzungsbedürfnisse abdecken. Der Seeuferweg verbindet auf der ganzen Länge des Projektperimeters diese der Öffentlichkeit zugeordneten Freiflächen sowie verschiedene Wasserzugänge. Die Binnenwelt des Areals wird durch die charakteristischen Längsachsen und verschiedene Plätze unterschiedlicher Öffentlichkeitsgrade und gestalterischer Massnahmen strukturiert. Sie etablieren ein offenes Erschliessungsnetz, das zusammen mit aufgewerteter Seestrasse und Alter Landstrasse das Areal an die Gemeinde Uetikon, den Bahnhof, Männedorf und Meilen anbindet.
Zentrales Element in diesem Wegenetz ist die Verbindung der Alten Landstrasse mit dem See. Der Hauptzugang erfolgt über eine Passerelle über die Seestrasse. Die Passerelle wird zum Merkzeichen und Eingangstor des Areals und Adresse der Kantonsschule. Ausgehend von der neuen Unterführung unter der Bahntrasse bieten sich weitere Wege in das Areal an. Ein langgezogener, breiter Mittelstreifen auf der Seestrasse markiert zusätzlich das Areal und erleichtert das Miteinander von Durchfahrten, Zu- und Wegfahrten und ebenerdigen Fussgängerquerungen.

Schule – Öffentlichkeit – Synergien
Die Kantonsschule bildet den zentralen Impuls für das Leben auf dem Seeareal. Die Positionierung in der Mitte knüpft am zentralen Weg vom Bahnhof an, stärkt die Arealmitte bis zum See als öffentlicher Raum und hält den bahnhofsnäheren Ostteil für ertragsreiche Nutzungen frei. Ausgehend von der pädagogischen Entwicklung, dass Schule und Lernen immer mehr über geschlossene Gebäude und Areale hinausgeht, wird die Kantonsschule mit dem öffentlichen Raum überlagert. Durch die konzentrierte Anordnung der verschiedenartigen, zu unterschiedlichen Tages- und Wochenzeiten nutzbaren Innen- und Aussenräume von Schule und öffentlichkeitsorientierten Nutzungen wird ein hoher Grad an Synergie und Belebung der Mitte erreicht. Für das Wohnen als zweites Standbein der Arealentwicklung werden verschiedene Angebote ermöglicht. Sie bieten mit variierendem Bezug zum See ebenso wie zu den Binnenräumen überdurchschnittliche Wohnqualitäten und bieten unterschiedlich grosse Investitionseinheiten. Die abgestufte Immissionsintensität im öffentlichen Bereich, private Aussenräume vor den Wohnungen sowie unterschiedliche Nutzungszeiten reduzieren das – einer urbaneren Struktur grundsätzlich inhärente – Konfliktpotential.

In der Kombination aller Massnahmen soll sich ein Quartier entwickeln, das mittel- und langfristig finanziell tragbar und auf vielfältige Art benutzt als auch belebt werden kann.
competition team
Matej Draslar, Manuel Scholl (PV)
specialists
SKK Landschaftsarchitekten
zimraum
Zeugin Gölker
kontextplan